Geschichte der Bäder
Baden gehört seit alters her zu den wichtigsten Heilbädern nördlich der Alpen. Wie Bath in England oder Baden-Baden in Deutschland weist Baden eine 2000-jährige Kontinuität auf mit glanzvollen Zeiten und Perioden des Niedergangs.
Dokumente zur Bäderkultur auf dem Kurplatz
Sendung «Einstein» vom 16. April 2020 auf SRF
«Das Geheimnis der Bäderstadt Baden
- 2000 Jahre Lust und Leiden»
Aquae Helveticae – die Thermen der Römer
Die römischen Thermen entstehen in der Folge der Gründung des Legionslagers in Vindonissa zu Beginn des 1. Jahrhunderts n.Chr.
Die römische Kultur breitet sich um die Jahrtausendwende nördlich der Alpen aus und bringt ihre alte Bädertradition mit. Nach dem Bau des römischen Legionslagers in Vindonissa entsteht in den nachfolgenden Jahrzehnten eine grosse römische Therme im Limmatknie, eine Anlage, die in den folgenden 2000 Jahren wohl nie mehr so gross war. Bis in spätrömische Zeit werden die Thermen mehrmals um- und ausgebaut.
Auf dem anschliessenden Haselfeld entsteht eine Zivilsiedlung mit Handwerks- und Wohnbauten. Aquae, wie es Tacitus benannte, wird zum zentralen Ort des römischen Helvetiens. Nach dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert verlieren sich die Spuren. Die Bäder werden von den einwandernden Alemannen wohl genutzt, aber nicht weiter ausgebaut. Im Hochmittelalter entsteht dann auf den römischen Ruinen ein neuer Badeort.
Das Modebad Europas – Baden vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert
Seit dem 11. Jahrhundert entsteht auf den römischen Ruinen ein Heilbad, das in Spätmittelalter und Früher Neuzeit zu den wichtigsten Badeorten nördlich der Alpen gehört.
Der päpstliche Gesandte Pioggio Bracciolini fand im Jahr 1416 bei seinem Besuch in Baden nicht nur einen Gesundbrunnen für seine müden Glieder, er fand das Paradies, wie er in seinem berühmten Brief an einen Freund schrieb. Seit dem späten Mittelalter entstehen rund um die Quellen am Limmatknie Gasthöfe und öffentliche Badeanlagen. Zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert wird Baden zum eigentlichen Modebad im Heiligen Römischen Reich.
Erst die Habsburger und ab 1415 die Eidgenossen als Herren der Stadt machen Baden nicht zuletzt wegen der Annehmlichkeiten der Bäder zum Ort ihrer regelmässigen Aufenthalte. Erst mit der Zerstörung der Stadt im Bürgerkrieg zwischen katholischen und protestantischen Orten 1712 beginnt ein vorübergehender Niedergang, der in der Zeit um 1800 wieder einem Aufschwung Platz macht.
Vom Tourismusmagneten zum Gesundheitsbad – Baden im 19. und 20. Jahrhundert
Baden ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts Tourismusort Nummer 1 in der Schweiz. Die grosse Zeit des internationalen Bädertourismus findet aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ende.
Baden wird 1803 zwar nicht zu einem eigenständigen Kanton der Schweiz, startet aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die grosse Zeit des Bädertourismus, der bis zum Ersten Weltkrieg 1914 anhält. Vor allem in den 1830er- und dann in den 1870er-Jahren werden in einem eigentlichen Bauboom die Bäder zu einem grossen Teil neu gebaut. Die alten Gasthöfe machen modernen Hotels Platz, Kursaal und Kuranlagen werden erstellt. Das öffentliche Baden wird nach und nach privatisiert und verschwindet aus den Augen der Öffentlichkeit in die Sous-sols der Hotels.
Mit dem beiden Weltkriegen bleiben die Gäste aus und der Niedergang beginnt. Mit dem Neubau des öffentlichen Thermalbads versucht man Ende der 1960er-Jahren diesen Niedergang zu stoppen, letztlich erfolglos. An der Jahrtausendwende stehen grosse Teile der Bäder still – und warten auf die Revitalisierung. Sie steht kurz bevor.
Heute – Wiederbelebung der Bäderkultur
Die Bäder in Baden erleben nach einigen Jahren des Stillstandes eine Wiederbelebung. Viele historische Bauten wurden revitalisiert, und die Thermalquellen als Herzstück rücken wieder in den Vordergrund.
Mit der Eröffnung der Wellnesstherme Fortyseven 2021 beginnt eine neue Phase. Der Bau im Herzen des Bäderquartiers markiert einen Wendepunkt in der Geschichte: Nach jahrelanger Stagnation knüpft Baden an seine Bedeutung als Bäderstadt an mit der Absicht, das historische Erbe zu wahren und in die Zukunft zu führen.
Die Erneuerung des Bäderquartiers zeigt die Verbindung zwischen der reichen Vergangenheit und der Neuausrichtung. Anknüpfend an die Tradition der Heilbäder wird das Viertel zu einem kulturellen und touristischen Zentrum, das an die einstige Blütezeit erinnert, als Baden ein beliebtes Ziel des europäischen Bädertourismus war.